Weingut Schloss Saaleck


Winzerkunst aus der ältesten Weinstadt Frankens.


Hammelburg nennt sich die „älteste Weinstadt Frankens". Dies beweist eine Schenkurkunde von Karl dem Großen aus dem Jahr 777 an das Kloster Fulda, in der die Weinberge namentlich erwähnt wurden. Bereits die Fürstäbte besaßen ein Weingut, welches von Saaleck aus bewirtschaftet und erstmals um das Jahr 1298 urkundlich erwähnt wurde.

Dabei handelt es sich wahrscheinlich um den Hainweinberg beim so genannten „Kavaliershäuschen". Seit dem 11. Jahrhundert wurden von der Burg aus die nahe gelegenen Weinberge bewirtschaftet und der Wein in den Burgkellern eingelagert. Wein war rar und die Klöster benötigten ihn in größeren Mengen - so wurde der Weinbau von Fulda aus gefördert und hatte seine Blütezeit im 17. Jahrhundert auf einer bewirtschafteten Fläche von rd. 190 Hektar, Dafür stand auch das erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich als fürstbischöfliches Weingut erwähnte Gut am Saalecker Schlossberg.

Während der letzten Jahrhunderte wies der Traditionsbetrieb eine abwechslungsreiche Geschichte mit Höhen und Tiefen auf: Anfänglich im Eigentum der Kirche war das Weingut nach deren Enteignung im Jahr 1816 im königlichen Besitz. Wiederum einige Jahre später erfolgte der Verkauf an Privatpersonen, bis die Stadt Hammelburg 1964 beschloss die Weinanbautradition in Form eines städtischen Weingutes fortzuführen.

Seit 2011 wird der Betrieb nun wieder als Privatweingut geführt, nachdem die Diplom-Ingenieurin für Weinbau und Önologie Ulrike Lange zusammen mit ihrem Ehemann Thomas aus Bergtheim den Zuschlag von der Stadt erhielten. Der Traum ein eigenes Weingut zu kaufen ging damit in Erfüllung. Ursprünglich wollte das Paar einen viel kleineren Betrieb übernehmen. Durch Zuspruch der Eltern und bekannten Geschäftspartnern entschied man sich doch letztendlich für den Kauf des Weingutes Schloss Saaleck in der ältesten Weinstadt Frankens.

Die zweite Herausforderung bestand in der Finanzierung des Existenzgründungsvorhabens: Die Wahl des Bankenpartners fiel auf die Raiffeisenbank Hammelburg eG. Zum einen wegen der örtlichen Nähe, zum anderen aufgrund des attraktiven Angebots. Nun standen den beiden viel Arbeit und Fleiß bevor, um die seit 1234 Jahren nachgewiesene Bewirtschaftung der Weinberge in Hammelburg auch weiterhin fortzusetzen: Galt es neben der Behebung des Investitionsstaus der letzten Jahre auch das Produktsortiment und die betrieblichen Prozesse für zukünftigen Erfolg auszurichten und ein professionelles Vermarktungskonzept zu implementieren.

„Wein ist unsere Leidenschaft", so Winzerin Ulrike Lange, die einen entsprechenden Erfahrungsschatz auf dem Gebiet des Weinanbaus vorweisen kann: Neben verschiedenen Tätigkeiten im elterlichen Weingut in Bergtheim war Lange ebenfalls als Geschäftsführerin einer Winzergenossenschaft tätig. Das Konzept der Neuausrichtung gepaart mit den Erfahrungen der Existenzgründerin überzeugte nicht nur die Stadt Hammelburg. Die Raiffeisenbank Hammelburg eG und die Bürgschaftsbank Bayern unterstützen die Familie beim Erwerb des städtischen Weinbaubetriebes durch die Gewährung von Darlehensmitteln samt einer Bürgschaft. In den Folgejahren wurde 2013 komplett auf biologische Bewirtschaftung - Hand in Hand mit der Natur - umgestellt. Das Weingut ist heute NATURLAND zertifiziert. Die meisten Arbeiten werden auch heute noch in Handarbeit und nicht maschinell auf einer bewirtschafteten Fläche von 18 Hektar durchgeführt. Dabei sind die Langes ihrem Credo treu geblieben: „Die Qualität des Produkts kommt aus dem Weinberg und wird im Keller vollendet". Das bedeutet u.a. ein hohes Qualitätsbewusstsein, individueller Weinanbau, traditionelle Maischegärung bei Rotweinen und natürliche Spontangärung mit wilden Hefen bei Weißweinen aus dem Steilhang.

Die Qualität kann sich sehen lassen: So werden bei der fränkischen Weinprämierung und dem weltgrößten Weinwettbewerb AWC Vienna die Produkte des Weingutes Schloss Saaleck jedes Jahr aufs Neue ausgezeichnet. 2016 wurde beim FOCUS Weintest der Silvaner Sponti-Mineral als bester deutscher Silvaner ausgezeichnet. Verkostet werden können die verschiedenen Weiß- und Rotweine der Sorten Müller-Thurgau, Weißburgunder, Bacchus, Silvaner, Riesling, Perle, Cabernet Blanc, Domina, Spätburgunder, Zweigelt sowie verschiedene Secco-Varianten auch in der hauseigenen Vinothek am Hammelburger Marktplatz in gemütlicher Atmosphäre. Zusätzlich wird interessierten Gästen im Rahmen von Weinwanderungen und Weinproben die Winzerkunst näher gebracht. Gesellschaftliche Highlights sind zudem die alljährlich stattfindenden Weinfeste im Saalecker Schlossberg.

Die Herausforderungen begannen mit dem Kauf des Weingutes vom ersten Tag an. Im September 2011 erhielten die frisch gebackenen Unternehmer die Schlüssel vom Bürgermeister: Ein Sprung ins kalte Wasser, da keine Einweisung im technischen Bereich durch die städtischen Mitarbeiter erfolgte. Anfänglich meisterte das Ehepaar Lange den laufenden Betrieb mit nur einer Aushilfskraft, da die bislang beim städtischen Weingut angestellten Winzermeister und -gesellen nicht in den Privatbetrieb wechseln wollten. Erst im Januar 2012 konnte ein Winzermeister eingestellt werden. Klemens Rumpel, Vorsitzender der Fränkischen Ökowinzer, stellte innerhalb eines Jahres mit Familie Lange den kompletten Betrieb auf Bioweinbau um. Nebenbei schloss Thomas Lange von 2012 bis 2014 eine Winzerlehre mit Erfolg ab und hat im Mai 2017 eine Ausbildung zum staatlichen Brenner erfolgreich abgeschlossen. Nun kann die hauseigene Destille fachlich kompetent betrieben werden. Seit dem Kauf des Weingutes wurden umfangreiche Investitionen getätigt: Reparatur bzw. Erneuerung des 450 m² großen, teilweise undichten Flachdaches, Rückbau der mit giftigen und mittlerweile verbotenen Kühlmitteln betriebenen Kühlanlagen, Erneuerung der Heizung mit Umstellung auf Pellet-Befeuerung, Einbau von neuen Fenstern und Toren, Bau von Sanitäranlagen sowie einer Mitarbeiterwohnung. Doch damit nicht genug. Das neue Projekt wie zum Beispiel der Bau eines Holzfasskellers und Weinlabors ist nun fast abgeschlossen. Die Umstellung der Leuchtmittel auf LED-Lampen nebst Restaurierung des denkmalgeschützten Weinberghauses „Kavaliershäuschen" in der Weinlage Saalecker Schlossberg sind in Planung und Umsetzung.

© Preyer